Die Ressourcen mucken auf. „Planet der Affen – Prevolution“ ist ein überzeugender Blockbuster
Caesar hats gut. Er ist jung, überdurchschnittlich intelligent und wächst bei dem Wissenschaftler Dr. Will Rodman auf. Rodman (James Franco) ist drauf und dran ein Medikament gegen Demenz zu entwickeln. Sogar die Tests des neuen Medikaments an Primaten laufen positiv: die Affen zeigen erhöhte Intelligenz. In seinem Unternehmen ist Rodman deswegen ein Star. Aber auch er hat einen Chef, den Besitzer des Forschungslabors, der die Spielregeln wirtschaftlichen Erfolgs vertritt. Steven Jacobs (David Oyelowo) erinnert Rodman bei jeder sich bietenden Gelegenheit daran, das auch sein Medikament ein Produkt ist, dass die Unternehmensprofite maximieren soll. Sogar Rodman ist, böse gesagt, also nur ein Betriebsmittel – auch wenn er damit routiniert umzugehen gelernt hat. Jacobs` Skepsis indes hat einen berechtigten Grund: bei einer Testvorführung vor den Finanziers des Projekts wird eine Probandin aggressiv und muss erschossen werden. Den wahren Grund kennen nur die Wissenschaftler. „Bright Eyes“ war schwanger und wollte ihr gerade geborenes Kind schützen. Nach diesem geschäftlichen Desaster schmuggelt Rodman das Schimpansenbaby nach Hause, damit es nicht eingeschläfert wird. Dort entwickelt es sich prächtig. Die medikamentös erzeugte Intelligenz seiner Mutter hat Caesar, so heißt der Wunderknabe, vererbt bekommen. Bald befindet sich er intellektuell auf der Höhe eines Menschen. Der Wissenschaftler hat allen Grund anzunehmen, dass er auf dem richtigen Weg ist.
Dass sich Rodman ausgerechnet diesem Fachgebiet verschrieben hat, hat einen persönlichen Grund. Sein Vater ist an Alzheimer erkrankt und zunehmend dement. Als die Lage hoffnungslos zu sein scheint, probiert Rodman das Medikament an ihm aus. Und das Wunder geschieht: bald kann der Vater wieder ein normales Leben führen. Doch das Medikament hält die Krankheit nur eine Zeit auf. Bald ist Charles Rodman (John Lithgow) wieder so orientierungslos wie zuvor und bringt seinen cholerischen Nachbarn in Rage, als er versucht in dessen Auto zu fahren. Caesar verteidigt den hinfälligen Mann ohne zu überlegen. Damit beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt. Bei einem Menschen hätte sein Eingreifen höchstens zu einem Rechtsstreit geführt. Caesar aber ist mittlerweile ein junger kräftiger Schimpanse geworden. Und jetzt gilt er als gefährliches Tier.
Damit ist sein sorgloses Leben zu Ende. Das Affenhaus, in dem er leben muss, bis darüber entschieden ist, ob er wieder als Haustier leben kann, erweist sich als für den intelligenten Primaten als Gefängnis mit brutalen Mitgefangenen und sadistischen Aufsehern. Endgültig offenbart sich Caesar die menschliche Hybris, als er feststellt, dass er beim Zulieferer von Versuchsaffen für das Forschungslabor einsitzt. Aus diesem Wechsel der Perspektive zieht er Konsequenzen, die ihn zuerst zu einer Neujustierung seiner Identität, schließlich, als Caesar sich unter den Affen durchgesetzt hat, in die Revolte führen.
„Planet Der Affen – Prevolution“ erzählt eine gradlinige Geschichte, ist einfallsreich inszeniert und wartet mit sehenswerten und aufwendig in Szene gesetzten Spezialeffekten auf. Caesar wird von einem menschlichen Schauspieler dargestellt. Andy Serkis, der bereits als Gollum und King Kong Erfahrung sammeln konnte, macht seine Sache, soweit ich das beurteilen kann, sehr gut. Das Äußere des Schimpansen wurde dann in einem aufwendigen Verfahren im Computer hergestellt. Die Mischung aus einer glaubwürdigen Mimik und eindrücklichen Affenkörpern ließ mich Caesar und seine Mitstreiter einen Film lang buchstäblich für voll nehmen.
Der menschlichen Hybris wurde schon mit dem Filmklassiker „Der Planet der Affen“ ein Denkmal gesetzt. Der neue Film von 2011 spielt besonders mit unserer Neigung, mehr oder weniger alles als Ressource zu betrachten, die ausschließlich unseren Bedürfnissen zu dienen, sich ihnen mindestens anzubequemen hat. Der Film greift also ein durchaus sensibles zeitgemäßes Thema auf – nimmt es aber nur als Material, um daraus gekonnt einen Blockbuster zu inszenieren. Sein Erfolg führte dazu, dass mittlerweile der dritte Nachfolger im Kino läuft. Ich habe den aktuellen Film bisher nicht gesehen, verlinke hier aber den Trailer. Verglichen mit dem Filmklassiker „Der Planet der Affen“ von 1968 ist der neue Film von 2011 zurückhaltender in der Gesellschafts- und Zivilisationskritik, ist dem Vorbild aber, man höre und staune, durchaus gewachsen.
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